Rasiermesser (Philosophie)

In der Philosophie, insbesondere in der Erkenntnistheorie, der Wissenschaftstheorie und der Argumentationstheorie, aber auch in der Literaturwissenschaft, bezeichnet der englische Ausdruck Razor, deutsch Rasiermesser, Kriterien zum Ausschluss von (spekulativen) Erklärungsmodellen. Sie dienen der Erkenntnisgewinnung, indem sie dabei helfen, Hypothesen, die bestimmte Eigenschaften aufweisen oder nicht aufweisen, zu eliminieren – auch entgegen kognitiver Verzerrungen. Der Ausdruck geht auf ein scholastisches Prinzip bei Wilhelm von Ockham zurück, das Ockhams Rasiermesser (‚Occam’s Razor‘) genannt wird.

Rasiermesser können beispielsweise Theorien und Behauptungen als unwissenschaftlich identifizieren. Bei Phänomenen, zu denen es mehrere konkurrierende Erklärungen gibt, können sie beim Schluss auf die beste Erklärung nützlich sein.

In der Literaturwissenschaft werden aus den „Rasiermessern“ auch Vorgaben für die Gestaltung von Handlungssträngen abgeleitet. Es handelt sich um Sparsamkeitsprinzipien, durch die die Belastung des Guten Glaubens eines Gegenübers klein gehalten werden soll. Ein bekannteres jüngeres argumentationstheoretisches Beispiel ist ein Korollar zu Godwin’s law: Wer den Hitlervergleich ausspricht, scheidet als unterlegen aus der Debatte aus.


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